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EIN JAHR LEGALISIERUNG – PARTY OVER TIME TO HOVER? 

Gone green… Vor genau 365 Tagen trat in Deutschland das Gesetz zur Teillegalisierung von Cannabis in Kraft. Genau an dem für Aprilscherze bekannten Tag, an dem man seine Mitmenschen durch erfundene, nicht selten spektakuläre, Informationen in die Irre führt, wurde eine der wohl umstrittensten Reformen in Deutschland endlich Realität. Der Weg zum Entkriminalisierung war nicht nur ein “hell of a ride”, sondern auch ein Balanceakt zwischen “ja” und “nein” zur Entkriminalisierung,  bei dem vor allem die Grünen und die SPD als Hauptbefürworter in Erscheinung traten. Und dann war sie da. Luckily! Und so sollte die Hanfpflanze endlich aus dem Schatten ihres Daseins geholt werden und einen Paradigmenwechsel in der Drogenpolitik mit sich bringen. 

Ein Jahr ist vergangen – und die Bilanz? Die durchweg erhitzten Diskussionen auf dem Weg zur Reform scheinen das Thema Cannabis in Deutschland weiterhin stetig zu begleiten und das CanG sorgt immer wieder für offene Fragen. Hat das Gesetz wirklich den Schwarzmarkt bekämpft? Wie läuft’s mit den Anbauvereinigungen, und warum ist Telemedizin plötzlich auch ein Thema, wenn es um Cannabis geht? Wir werfen einen Blick auf die Entwicklungen, die Herausforderungen – und die kleinen bis doch riesigen Stolpersteine, die diese „grüne“ Revolution erwischt haben oder noch auf ihrem Weg hin zum erträumten Umgang mit einer der weltältesten Heilpflanzen erwischen könnte. 

WAS SIND CANNABIS ANBAUVEREINIGUNGEN – DER LEGALE WEG INS GRÜN

Im Zentrum der Legalisierung stehen die sogenannten Cannabis-Anbauvereinigungen. Diese legalen Zusammenschlüsse von Growern sind berechtigt, Cannabis für den eigenen Bedarf anzubauen und unter strengen Auflagen zu verteilen. In Berlin sind derzeit fünf Anbauvereinigungen genehmigt, mit 21 weiteren in Bearbeitung. Und es ist wohl logisch erschließbar, dass die Vereine strengen Auflagen unterliegen sollen und müssen, denn die Garantie qualitativen Cannabis hat immer oberste Priorität. So gibt es nicht nur strikte Sicherheits- und Gesundheitskonzepte, sondern auch genaue Vorgaben zu Standort und Abstand zu Schulen und Kindergärten. Diese bürokratischen Hürden sind kein Zufall: Sie sollen verhindern, dass Cannabis zu leicht zugänglich wird und den Jugendschutz sicherstellen.

Aber klar ist auch, dass  diese Maßnahmen, die mit viel Aufwand und finanziellen Investitionen verbunden sind, die Anbauvereinigungen vor enorme Herausforderungen stellen. Denn finanzielle Sicherheit gibt es genauso viel wie Sonne in Berlin im Winter: Nahzu keine.   Im Vergleich dazu erscheint die gesetzliche Lage für Telemedizin fast unkompliziert. Ärzte können ohne große bürokratische Hürden über ein Online-Portal Cannabis verschreiben und dabei sogar Werbung betreiben, um ihre Dienste bekannt zu machen. Während Anbauvereinigungen auf strenge Vorschriften und Kontrolle angewiesen sind, können Ärzte ihre Patienten unkompliziert und vor allem schnell mit medizinischem Cannabis versorgen, was die Ungleichbehandlung in der Cannabisbranche deutlich macht. Die Unternehmen können mit größeren Marketingbudgets und Ressourcen aufwarten, was zu einer ungleichen Verteilung der Marktchancen führt. Anbauvereinigungen kämpfen parallel mit den bürokratischen Hürden und den hohen Investitionskosten, was es für kleinere Akteure schwer macht, im Wettbewerb zu bestehen.

Aber trotzdem muss an dieser eines klar werden: Die Anbauvereinigungen sind ein vielversprechender Schritt in die richtige Richtung. Sie ermöglichen nicht nur einen sicheren, legalen Zugang zu Cannabis, sondern bieten auch eine klare Unterscheidung zwischen medizinischem Bedarf und freizeitlichem Konsum – eine Grundlage, auf der sich die deutsche Cannabislandschaft weiter entwickeln kann. Das Ziel, Cannabis „just for the love of it“ auf legale Weise zu konsumieren, rückt so immer näher.

Und so bleibt trotz Schwierigkeiten die Stimmung unter den Befürwortern positiv, da die Reform als ein wichtiger Meilenstein in der Cannabislegalisierung gesehen wird. Der kontrollierte Zugang zu Cannabis ist in vielen Bereichen erfolgreich, aber das Modell ist noch lange nicht ausgereift. Besonders die geplante Erweiterung der Modellregionen und die Vereinfachung der gesetzlichen Rahmenbedingungen werden die weitere Entwicklung entscheidend beeinflussen. Denn all das ist Teil der Säule 2 des CanG. 

WAS SIND MODELLREGIONEN FÜR CANNABIS IN DEUTSCHLAND: EIN BLICK AUF DIE GEPLANTEN PILOTPROJEKTE

Die zweite Säule der Cannabis-Legalisierung beinhaltet den kommerziellen Vertrieb in Modellregionen. Aktuell werden Modellregionen in Städten wie Berlin, Frankfurt und Hamburg diskutiert, wo der Verkauf von Cannabis in lizenzierten Geschäften unter strengen Auflagen ermöglicht werden könnte. Diese Modellregionen sind als Versuchsfeld gedacht, um eine mögliche vollständige Legalisierung von Cannabis in ganz Deutschland vorzubereiten. Dabei sollen neben der Regulierung des Marktes auch Präventionsmaßnahmen und Aufklärungskampagnen eine Rolle spielen, um den verantwortungsvollen Konsum zu fördern.

Die genaue Umsetzung und Zeitpläne für diese Modellprojekte sind jedoch derzeit weiter unklar. Auch wenn es kürzlich noch hieß, zwei dieser Pilotprojekte sollen bald in Berlin starten. Aber dann ist da ja noch die neue Regierung… Und damit ist dann mal so ziemlich alles anders, beziehungsweise träumt die ein oder andere Partei davon, dass alles wieder anders wird… like “in the good old days” (an dieser Stelle sei auf den Scherz im April hingewiesen). 

DEUTSCHE BUNDESTAGSWAHL UND DER BLICK IN DIE ZUKUNFT: WAS KOMMT NACH EINEM JAHR LEGALISIERUNG?

Nach der Bundestagswahl 2025 hat die Union, insbesondere die CSU, angekündigt, die im April 2024 eingeführte Teillegalisierung von Cannabis rückgängig machen zu wollen. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann bezeichnete die Legalisierung als Fehler und drängt besonnen auf eine Abschaffung. Und all das, obwohl die frühere Verbotspolitik nachweisbar gescheitert ist, ein Paradigmenwechsel in der Cannabispolitik daher  längst überfällig war.

Good things good: Die Union steht mit ihren Plänen für die Drogenpolitik allerdings ziemlich alleine da: Alle anderen demokratischen Parteien wollen entweder an dem derzeitigen Gesetz festhalten oder dieses noch erweitern. Mitunter ist sogar von einer vollständigen Legalisierung die Rede. Lediglich die AfD vertritt eine ähnliche Position wie CDU und CSU und fordert eine Rückabwicklung. Schön, dass aber wiederum der ungehemmte Alkoholkonsum am Oktoberfest weiterhin zelebriert wird… guess it’s like the sweet old tradition, muss also gut sein. Hmm…  

SPD und Grüne halten jedoch definitiv weiterhin an den positiven Auswirkungen der Legalisierung fest. Sie argumentieren, dass der kontrollierte Markt den illegalen Handel zurückdrängen und zur Verbesserung des Gesundheitsschutzes und der Prävention beitragen könnte. Zudem zeigt die Erfahrung aus anderen Ländern, wie den USA, dass die Legalisierung langfristig auch wirtschaftliche Vorteile bringen kann.

Die Aussicht auf eine vollständige Abschaffung des Gesetzes hängt also von der zukünftigen politischen Ausrichtung und den Verhandlungen zwischen den Koalitionsparteien ab. Aber eine vollständige Rücknahme ist nicht nur für die Betroffenen inakzeptabel, sondern auch gegen die Meinung der Mehrheit der Wahlberechtigten in Deutschland*. Vielmehr ist eine umfassende Evaluierung und mögliche Anpassung des Gesetzes realistischer, um die bestehenden Bedenken zu adressieren und das Gesetz weiter zu optimieren… and that is pretty much okay. Denn die “optimale” Legalisierung, ist sicher nicht das, was das Gesetz gerade hergibt. Aber ein Anfang ist es eben schon, fernab eines Aprilscherzes. 

FAZIT – WALKING WALKS OVER TALKING TALKS

Action spricht eben lauter als Worte und bevor sie aber sprechen kann, braucht es Erfahrung und Zeit und eine Realität, die reflektiert, was genau die längst überfällige Entkriminalsieriung von Cannabis mit sich bringt und brachte. Und eben daher, ist es derzeit noch zu früh, ein endgültiges Fazit zu ziehen. Ein Jahr nach Einführung des Gesetzes gibt es noch keine verlässlichen Statistiken über die langfristigen Auswirkungen auf den Konsum und den Schwarzmarkt. Während die Polizei, insbesondere in Berlin, kritisiert, dass der illegale Handel weiterhin floriert, betont Gesundheitssenatorin Ina Czyborra, dass es noch nicht an der Zeit sei, die Effektivität des Gesetzes zu beurteilen. Sie weist darauf hin, dass erst in ein bis zwei Jahren eine klare Einschätzung möglich sein wird. Aber eines war, ist und bleibt definitiv: Die Legalisierung ist der einzig richtige Schritt in Richtung einer Welt, in der Cannabis die gebührende Entstigmatisierung erfährt, die es verdient. 

 

THE KEY KEEPS BEING GROWING GREEN AND THE PARTY IS LONG NOT OVER…

 

*59 Prozent der Deutschen sprachen sich im Dezember 2024 für eine vollständige Legalisierung aus

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